Zur Ortsgeschichte von Rodowitz und Maxdorf

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Mario
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Zur Ortsgeschichte von Rodowitz und Maxdorf

Beitrag von Mario »

RODOWITZ und MAXDORF
Sowohl der deutsche Ortsname RODOWITZ als auch der tschechische Radvanec (tsch. radovati = ausradieren) beziehen sich zweifellos auf "ausroden" des Gehölzes in der Besiedlungszeit. Angrenzend an Bürgstein, nur vom Bretteich getrennt, gehört Rodowitz seit der Zeit der im Umkreis belehnten Ritter v. Smojn stets zur Herrschaft Bürgstein. Ein Bestandteil von Rodowitz war das Gut Nedostojow, das im 14. Jahrhundert die Brüder Johann und Friedman v. Smojn besaßen. Später verschwand der Name Nedostojow (vielleicht wurde das Gut in den Hussittenkriegen zerstört) und es heißt Hufnagelgut. Die Hufnagel (ein aus dem Hufschmiede-Handwerk stammender Berufsname) waren in langer Reihe Erbrichter von Rodowitz. Der älteste bekannte Ahne, Alexandri Huffnagl, war um 1545 in Lindenau geboren, sein Sohn Görge Hufnagel war Burggraf und Richter von Rodowitz (1598). Beide sind in der Taufmatrik der damals lutherischen Pfarrei in Brins erwähnt, vermutlich
waren sie dann zum Katholizismus übergetreten 1694 übernahm Wenzel Hufnagel, ein Enkel des Görge, von seiner Stiefmutter Dorothea und seinen Geschwistern und Schwägern - wie es heißt - um 1000 Schock meißn. Groschen das Gut (den ehemaligen Meierhof Nedostojow), verkaufte es aber wegen Verschuldung um 3000 fl. (Gulden) an die Vormundschaft des minderjährigen Grundherrn Josef Joh. Maximillian Kinsky.
Dominikus Hufnagel, Nachkomme des Verkäufers Wenzel, wurde um 1715 von der Bürgsteiner Herrschaft als Kanzleischreiber angestellt; er wird im selben Jahre als Pate bei einem Sohn des Elias Müller erwähnt, der von 1711 bis 1729 Richter in Arnsdorf war (Nachkomme des im 16. Jahrhundert in Bürgstein ansässigen Bauern Urban Müller. Bis 1737 wurde das Hufnagelgut d.h. der Meierhof im Namen der Bürgsteiner Herrschaft von Josef Haußer (Schaffner genannt) verwaltet, 1738/40 aufgelassen, in 12 Gründe aufgeteilt und an Häusler verkauft. So entstand eine neue kleine Ortschaft, die nach dem dritten Vornamen (Maximillian) des Gründers, Graf Kinsky, benannt wurde, nämlich Maxdorf.
Das Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Hufnagelgutes bekam die Haus-Nr. 1, wurde von dem Richter Christoph Hansel für 2000 fl (Gulden) erworben (Nachfolger Karl Hansel, 1840) und diente zunächst als Wirtshaus. Später gehörte es dem Kattunfabrikanten Teifel. Im Jahr 1881 wurde es als Schulgebäude eingerichtet und zwar für die beide Orte Rodowitz und Maxdorf. Die frühere Schule in Rodowitz (der spätere Kaufladen Preidel Haus Nr. 70) war im Jahr 1787 aus dem Holz des im Jahr 1780 abgetragenen und neugebauten Bürgsteiner Pfarrhaus errichtet worden. In Maxdorf Nr. 2 wohnte der Richter Anton Mi(ü)cke, Stifter der im Jahr 1819 errichteten Antonius-Kapelle. Er war 1813 von den Franzosen arg mißhandelt worden, als er in das Lager ein Faß Bier schaffen mußte. Rodowitz war vor 1666 nach Zwickau eingepfarrt; der Weg nach
Zwickau führte über die sogenannte Krieche durch das Tal der Einsamkeit zwischen dem Hutberg (492 m) und dem Balleberg (451 m) und über den Boberbach. Nach 1666 gingen die Rodowitzer fortan in die Bürgsteiner Kirche. Rodowitz zählte 1939/45 ca. 120 Häuser, darunter 25 Bauernhöfe (der größte war der Mosigbauer beim Bretteich), 3 Gastwirtschaften und 1 Mühle. Maxdorf hatte 35 Häuser, darunter 5 Bauernhöfe und 1 Gasthaus an der Zwickauerstraße (Ronge).


Quelle: Ortsgeschichte von Bürgstein in Nordböhmen (Seite 401-402)
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