4-seitige alte Chronik von Bürgstein (1790-1813)

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Mario
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4-seitige alte Chronik von Bürgstein (1790-1813)

Beitrag von Mario »

Ich konnte bei Ebay 4 Seiten einer alten Chronik über Bürgstein erwerben.
Hier deren Inhalt:

Bürgstein
Durch die in Riga etablierten Handlungen böhmischer Kaufleute kamen nun aus hiesiger Gegend viele junge Leute dahin, von Bürgstein erwähne noch? Anton Müller aus Nr. 23 (war später Kattundrucker) Werner aus Nr. 50 (später Wagner) Johann Wenzel Griesbach aus Nr. 12 (Weber) um die Zeit 1790-1800. Der bereits angeführte Anton Hosser war ein Sohn des hiesigen Amtsdiener Hosser, war nicht in Riga sondern in Spanien bei der Handlung, wo er durch Anstrengung im schweren Dienst als gebrechlich in seine Heimath zurückkehrte. Um 1804 finden wir in Bürgstein Wenzel Nessler als Lohgärber der dann das alte Haus Nr. 15 wegriss und ein neues stattliches Gebäude daselbst baute.
Nessler stammt von Lissa. Um diese Zeit findet man auch gewissen Bredschneider als Zwirnhändler. Um diese Zeit findet man noch den Drechsler (Anton: durchgestrichen) Franz Oppelt von Johannesdorf als neuen Besitzer von Häusel Nr. 9, der dies alte Haus ebenfalls demo(n)tierte und ein neues Haus erbaute. Dieser Oppelt hatte eine Tochter von Augustin Ronge (Nr. 28) geehlicht.
Um 1800-1825 sind die Häuser hier erbaut worden: Nr. 149, 14, 15, 9, 5, 101, 77, 8
Das Haus 13 soll 1729 erbaut sein, Schneiderbauer Haus wurde 1816-17 erbaut, 140 wurde von A. Melzer 1780, 141 wurde 1781 erbaut.
Das Bauerngehöft Nr. 37 soll früherzeit etwas weiter in der Teichwiese gestanden haben, man soll heute noch im Sumpfe die Grundmauern wahrnehmen, ist dort abgebrannt und wurde dann sammt der Scheuer an den Fahrweg gebaut.
Das Oberdorf war früher ehemals ein Teich, man sieht jetzt noch den Damm bei den Häusern Nr. 11, 12 und 10, an der Stelle des Hauses Nr. 12 soll das Wehr mit dem Wassergraben gewesen sein. Auf der heutigen Baustelle bei Eichler Büttners soll früher das Fischhäusel gestanden haben.
Von dem Bürgsteiner Lehrer Czech, der im Jahre 1804 entfloh, sei noch bemerkt, dass die Flucht gerade in der Charwoche erfolgte, Czech war ein ausgezeichneter Musiker, kam aber in große Zerwürfnisse mit dem Pfarrer Ruprecht. Er hatte zwei Söhne Alois und Franz, einer davon war beim hiesigen Amte als Schreiber bedienstet, der andere folgte seinen Vater nach Rußland und ist dort in einen geistlichen Orden eingetreten, er kam später einmal auf Besuch nach Böhmen.

An seine Stelle kam Jacob Renger, der früher in Rodowitz als Lehrer war. Renger wirkte hier nochviele Jahre im Schulfach unermüdet hat sich um die Erziehung und Unterricht der Jugend große Verdienste erworben, daher sein Name heute noch mit Achtung genannt wird. Ronge war ebenfalls ein ausgezeichneter Musiker, die später so berühmt gewordene Bürgsteiner Musikgesellschaft erhielt von ihm die Ausbildung. Ronge hatte einen Sohn Franz, der widmete sich dem Forstfach, er verheiratete sich mit einer Tochter des Rentmeisters?? Kreislers in Nr. 3, durch sein leichtsinniges Leben kam er von seinem Fach und starb im Elend.
Der um diese Zeit hier lebende Historienmaler Kaspar Melzer war Besitzer des jetzigen Gemeindehauses und soll das Brustbild in der Johanneskirche gemalt haben. Sein Zögling war Wenzel Weltenstein?? der nach Wien reiste und dort gestorben ist.
Von dem Fabrikanten Helzel sei noch erwähnt, dass als dieser die Gartenwirtschaft vom Haide Josef kaufte, sich verbindlich machte, dem selben ein Ausgedinghäusel zu erbauen. Dasselbe stand oberhalb Haidschneiders am Bache, wurde dann später nach seinem Tode wieder niedergerissen. Heide Josefs Sohn August Teifel wurde Lehrer und ist gegenwärtig in Bokwen in dieser Eigenschaft. Sein Sohn, war im Jahre 1870 beim Graf August Kinsky Hofmeister, starb dann nach längerem Leiden an Lungenkrankheit. Helzel heiratete eine Schwester des Fabrikanten Werner aus Rodowitz, der Tischler Bürgermeister in Haida hatte auch eine Schwester. Bürgermeister wurde dann nach Helzel Besitzer dieser Realitäten. Anno 1795 hat der Josef Ullrich sein Haus erbaut.

Invasionsperiode 1813:
Bei den Scharmützel in den breiten Wiesen kamen auch russische Kosaken etwas verspätet an, diese ritten bei Helzels Fabrik hinein, bei Nr. 25 hatte unterdies ein Kosak mit gespannten Karbiner Aufstellung genommen und beobachtete die nächste Umgebung.
Bei dem großen russischen Durchmärschen bemerkte man unter diesen Truppen viele deutsche Offiziere, die gemeinen Mannschaft zeigte eine ungemeine Fresslust, das noch unreife Obst wurde abgerissen, selbst Fliegenpilze verschmähte man nicht, und ein jeder hiesiger Bewohner staunte darüber, was diese Leuten consumiren alles konnten. Für ihr Gepäcke hatten sie keine Wagen, sondern es wurde alles wurde den Pferden aufgebürdet, die fast unter der schweren Last zusammenbrachen. Die hier einquatirten Truppen trugen dunkelgrüne Uniformen mit rothen Aufschlägen. An einige Männer verkauften die Soldaten große lange Pelze ohne Überzug, die sich viele Jahre hier erhalten haben.
Als die Franzosen gegen Chelel?? heranzogen activirten die Österreicher eine große Truppe. Österreicher marschierten einmal spät in derNacht durch Bürgstein und verlangten Wegboten bis Leipa, besonders da in dem tiefen Loche bei Pauds??, wo heute die große Brücke ist, hatten sie viel Mühe durchzukommen.
Von österreichischen Truppen, die in dieser Zeit dislociert waren in Bürgstein besonders:
das Depot vom 4. Bataillon des k.k. Infanterie Regiementes „Reichsblau“, es waren dies sämmtliche Chargen von diesem Bataillon des Hauptmanns Hortz?? und des Stabsarzt Umleut, letzterer logierte im Neßlerischen Hause Nr. 15.
Weiter sind hier Truppen vom Infantrie Regiement Klonau mit blauen Aufschlägen dann Sequoner (weiße Röcke rothe Aufschläge), Jägertruppen (Grüne Uniformen, schwarzes Riemzeug) dann Husaren (blaue Uniformen mit gelben Schnüren; Zabo? mit hohen Federbusch dann weißen Mantel). Die in Bürgstein und Rodowitz einquartirten Husaren benutzten den Pestkirchhof als Reitschule.
Ein Hauptmann von der böhmischen Landwehr namens Mohr wohnte in dem Haus Nr. 23, seine Söhne hießen Karl und Gabriel, einer davon war im hiesigen Amte später als Schreiber bedienstet. Mohr ist dann in der Schlacht bei Leipzig geblieben.
Die Landwehr hatte graue Uniform und rothe Auffschläge. Die meisten waren Familienväter und waren sehr verzagt, als sie einberufen wurden.
Um das Jahr 1800 – 1810 findet man die Söhne des Tobias Schubert aus Nr. 11 in Bürgstein als Handlungsbedienstete bei Fa. Ronge und Birkle in Kopenhagen, selbe sind da gestorben und waren noch ledig, es war dies Josef und Anton Schubert. Ein Bruder von diesen August Schubert errichtete in Arnsdorf ein bedeutendes Webergeschäft in gezogener Ware als Tischtücher, Sevietten, Handtücher und dgl. Dieser Industrielle beschäftigte eine Anzahl Weber in diesem Artikel in Bürgstein, Johannesdorf u.s.w. Die Waare fand besonders auf den Wiener Märkten einen guten Absatz. Mit dem Tode des Besitzers hörte das Geschäft auf.
Von dem schon erwähnten Strumpfwirkwaaren Geschäfte sei noch erwähnt, dass der Besitzer nicht Münzberg, sondern Münzel hieß. Er war von Schönlinde und brachte auch sein Geschäft recht in Aufschwung. Die erzeugte Waare fand ebenfalls in Wien einen recht entsprechenden Absaz, Münzel ist auch in Wien gestorben, wonach auch die Witwe mit dem Buchhalter Heinrich Löchler
(ein Protestant und Sachse) das Geschäft noch eine Zeit lang weiter führte.
Als Besitzer des Oppelschen Hauses Nr. 6 in Bürgstein findet man 1766 den Garnhändler Joh. Christoph Ronge.
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