Glasgeschäft in Bürgstein
Theodor Weidner
Theodor Weidner, Sohn des hiesigen + Schneidermeisters Josef Weidner, besuchte in Leipa die Realschule, erlernte hierauf in einem Spezereiwaarengeschäft die Handlung und ging nach seiner Auslehre? in ein Glasgeschäft. Im Jahre 1872 wurde Weidner von dem Glasmaler Josef Neubauer in Johannesdorf aufgefordert, mit ihm in Compagnie ein Glasgeschäft zu errichten. Weidner ließ sich überreden und seine Eltern gaben einige tausend Gulden zu dem Geschäft her. Anfangs nahm das Geschäft einen guten Fortgang, bald aber kamen Verluste und in Folge dessen mussten die Geschäftsinhaber Conkurs beim Handelsgerichte ansagen. Weidner ging dann in ein Glasgeschäft, besuchte mit dem Glasraffineur Ritschel die Leipziger Messen und war dann eine Zeit lang bei Strangmüller? bedienstet. Im Jahre 1876 überkam er die Vertreterschaft einer englischen Firma, fertigte auf Rechnung dieser Firma die bestellte Glaswaare aus und schickte sie nach England. Zu diesem Geschäft hatte Weidner einige Lokalitäten im Alborg’schen Hause gemiethet. Allein das Geschäft war nicht von langer Dauer. Die englische Firma sah sich durch ihren Vertreter benachtheiligt, erhielt schlechte Waren und musste zuletzt noch die auf ihren Namen gemachten Schulden bezahlen. Inzwischen verheirathete sich Weidner mit der Tochter des Bürgsteiner Bauerngutsbesitzers Franz Müller Nr. 24 und ging bald mit dem Plan um, nach Brasilien auszuwandern. Im Sommer 1877 führte er diesen Vorsatz wirklich aus. Am 1. Juli reiste er mit seinem Schwager Karl Müller über Bodenbach nach Hamburg und schiffte sich acht Tage hierauf auf einem Dampfer nach Brasilien ein. Allein in Brasilien fand er nicht das, was er sich wünschte. Vorerst hatte er zum Kolonisten oder Landbebauer weder Neigung noch Anlage hierzu, da Weidner von Natur schwächlicher Konstitution ist und zu einem Geschäftetablieren besaß er nicht das nöthige Capital , zudem seine Barschaft überhaupt bald erschöpft war. Wieder in sein Vaterland zurückzukehren war sein fester Entschluß. Zunächst ging er nach Buenos Ayres und erhielt dort von einem Landsmann, dem Kaufmann Theodor Hegenbarth Geld auf einem Wechsel. Jetzt konnte er erst die Rückreise in seine Heimath antreten, anfangs März langte er hier an. Sein Schwager war bereits schon zu Neujahr hier eingetroffen. Einige Zeit darauf fand er eine Stelle als Manipulant bei Schülhaus Comp. in Haida und blieb daselbst bis zum Jahre 1882. Jetzt etablirte Weidner ein eigenes Glasgeschäft in dem Müllerschen Wirthschaftsgebäude Nr. 24 in Bürgstein und verlegte in dasselbe in einem Jahre darauf in seine jetzige Wohnung den Sekertschen Hause nächst dem Schloßgarten.
Glasgeschäft in Bürgstein (Theodor Weidner)
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